Geschickt Grenzen setzen

22. Januar 2022
TT/Neher
privat

Bei einem Bewerbungsgespräch oder im Arbeitsleben können immer wieder einmal heikle Fragen auftauchen. Arbeitspsychologin Elke Mitterer erklärt, wie man Grenzen setzt. Was immer hilft: seine Stärken und Schwächen zu kennen.

Was kann man tun, wenn einem beim Bewerbungsgespräch unangenehme, vielleicht sogar unzulässige Fragen gestellt werden?

Elke Mitterer: Ich rate jedem, sich auf ein Bewerbungsgespräch oder auf ein wichtiges Gespräch im Job vorzubereiten. Es ist wichtig, dass man dem Chef oder der Chefin auf Augenhöhe begegnet. Dies gelingt, indem man selbstsicher in das Gespräch geht und diese Selbstsicherheit holt man sich unter anderem durch eine gute Vorbereitung.

Wie sieht eine gute Vorbereitung auf heikle Fragen im Job aus?

Mitterer: Es geht zunächst mal darum, sich zu überlegen, welche schwierigen Fragen denn auftauchen könnten. Dann überlegt man sich, wie man reagieren möchte. Am besten schreibt man sich im Vorfeld mögliche Antworten auf. Es geht darum, wie viel ich preisgeben möchte.

Wo setze ich eine Grenze?

Wer keine Grenzen setzen kann, ist anderen schutzlos ausgeliefert. Wer aber weiß, was für einen passt und was nicht, ist sicherer und souveräner.

Was raten Sie, wo setzt man Grenzen?

Mitterer: Wo die Grenzen liegen, muss jeder für sich entscheiden. Das hängt von der Persönlichkeit ab und es kommt auf Job und Umstände an. Im Bewerbungsgespräch rate ich, eher nicht zu ausschweifend zu antworten. Ihr Privatleben müssen Sie im Job sicher nicht preisgeben.

Wie setzt man geschickt eine Grenze?

Mitterer: Auch wenn Sie sich im ersten Moment angegriffen fühlen, rate ich, ruhig und freundlich zu bleiben. Oft hilft es, nach der unangenehmen Frage auch einfach mal durchzuatmen. Man muss nicht sofort, wie aus der Pistole geschossen, antworten.

Wie soll man danach reagieren?

Mitterer: Es kann hilfreich sein, mit einer Gegenfrage zu kontern. Zum Beispiel: „Inwieweit ist diese Frage entscheidend für den Job?“ Es kann ja auch sein, dass eine Frage gar nicht in böser Absicht gestellt wurde. Vielleicht war sie einfach nur ungeschickt formuliert. Wenn aber vielleicht sogar mehrere indiskrete Fragen kommen, sollte man das als Zeichen sehen. Will ich tatsächlich bei einem Arbeitgeber arbeiten, der schon so beginnt?

Soll man verbotene Fragen im Job klar ansprechen?

Mitterer: Das kann man natürlich machen, freundlich im Ton, aber bestimmt.

Viele trauen sich möglicherweise nicht zu sagen: „Dazu sage ich nichts.“ Warum fällt uns das Grenzen-Ziehen so schwer?

Mitterer: Erstens, weil man sich damit verdächtig macht, etwas verheimlichen zu wollen. Zweitens, weil es Sympathie kostet. Dennoch gibt es Grenzen. Man darf vom Gegenüber Respekt verlangen. Wichtig ist es, sich klarzumachen, dass man auch in einem Bewerbungsgespräch kein Bittsteller ist. Jeder hat etwas zu bieten, die Arbeitskraft, die Erfahrung, die Kompetenz. Ich biete Bewerbungscoachings an, in denen es darum geht, sich über seine Stärken und auch Schwächen klar zu werden. Selbstakzeptanz ist das Um und Auf.

Psychologin Elke Mitterer rät, bei indiskreten Fragen im Job Grenzen zu setzen.

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